MOLAs Musik ist die ungeschönte Antithese zu einer rosaroten Welt. Sie feiert sich kaputt, zieht dich mit in ihr inneres Chaos und verzichtet auf übliche romantisierende Verklärungen der unbarmherzigen Orientierungslosigkeit, die einen nach der letzten Kippe auf dem Nachhauseweg einholt.
Dass MOLA eine Grenzpendlerin ist, weiß sie selbst am besten – daraus hat sie auch nie ein Geheimnis gemacht. Vielleicht war es Schicksal, dass der Lauf der Dinge sie kurz nach ihrer Geburt im italienischen Erba in der strengsten Metropole Deutschlands ausgesetzt hat. In München, wo sich frei Fliegen und frei Fallen ein bisschen komplizierter darstellen als im Sündenpfuhl Berlin, in den man Isabella Streifeneder und ihre Musik ganz selbstverständlich verorten würde, wenn man es nicht besser wüsste.
Temporär reduziert intim, um dann in ikonischem 80er „Purpel Rain“ Pathos zu eskalieren, illustriert MOLA das Gefühlschaos, das der innere Dialog von linker und rechter Gehirnhälfte in ihr auslöst. Unkonventionelle Popmusik, die die Nonchalance großer Soul- Hymnen, die Anmut des Italo-Disco der Achtziger und die Ungeniertheit lasziver HipHop- Banger bündelt, statt auf Krampf modern klingen zu wollen.
MOLA zelebriert die Niederlage, entlarvt Lebenslügen, moniert das Erwachsensein, dokumentiert radikale Stimmungsschwankungen. Sie balanciert im Ballkleid am Abgrund entlang, macht Scherze, worüber man keine Scherze macht, preist und verflucht den Rausch und die Liebe – »Vino Bianco schmeckt nicht mehr nach Dolce Vita, er schmeckt nur noch nach Verlieren«.
Man sieht MOLA nach ausverkauften „Nichts macht mich kaputt“ Shows in München, Köln, Berlin & Hamburg nun als Support für Fatoni, Roy Bianco & die Abbrunzati Boys, Mayberg und Kaffkiez im Strobolichtgewitter. Zusätzlich zu einer Festivalsaison, die man sich schöner nicht hätte ausmalen können, steht endlich eine große eigene Tour zum nächsten Album bevor, das im September das Licht der Welt erblicken wird.
Nach über 40 Festivals „Schnee im Sommer“ auf namenhaften Bühnen wie dem Lollapalooza Berlin, Rocken am Brocken, Puls Open Air, aber auch als Support von Udo Lindenberg auf dem Hermann-Hesse-Festival klingt „Das Leben ist schön“, die verflixte zweite Platte, schon fast zynisch, ironisch oder einfach naiv? Am Ende auch egal, denn wenn einen dieses spontane, jeder Rationalität ferne Gefühl überkommt, stellt man keine Fragen. Es schmeckt nach der Melancholie eines Sommers in den letzten Atemzügen, nach dem letzten Drink einer kompromisslos wahnsinnigen Nacht.
Es wird zusammen geschwitzt, gepogt und gefühlt. Auch da, wo es weh tut. Man ist nicht nur Zaungast oder stiller Zuschauer, sondern Teil dieses empowernden Gefühl von „Wir“.